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Cohousing Pomali

Lilian Pardun

In der Pomali-Gemeinschaft bin ich eine der Älteren. Ich finde es wichtig, in einer Gemeinschaft zu leben, deren Werte und Visionen auch Achtsamkeit und Wertschätzung sind: Ich wollte in keinem Fall im Alter vereinsamen und fremdbestimmt leben. Im Jahr 2014, als ich mit Cohousing Pomali zum ersten Mal in Kontakt kam, hat mich diese Idee beflügelt und ermutigt, diesen Schritt in ein mir bis dahin unbekanntes Feld zu wagen.

Als Einzelkind, später alleinerziehende Frau mit 3 Kindern, lebte ich auch weitgehend ohne Partner. So mache ich hier in Pomali grundlegend neue Erfahrungen, was es bedeutet, in Gemeinschaft zu leben.



Ich habe Teil an dem Leben einiger Familien mit ihren Kindern, mit einigen kann ich mich gut über spirituelle Fragen austauschen. Ich werde gehört und Dank des soziokratischen Vorgehens wird das auch bei Entscheidungen praktiziert. Ich lerne die Weisheit eines Kreises schätzen, ich lerne NEIN zu sagen, um mich gut abzugrenzen.

Wichtig ist mir auch, in einer eigenen Wohnung zu sein, wo mein Privatleben geschützt ist. Mein Leben liegt weiterhin in meinen eigenen Händen, d.h. ich trage die Verantwortung für mein Tun und Handeln. Das gibt mir Kraft und Mut.



Ich lerne viel von den Jüngeren, die im Arbeitsprozess stehen. Viele von ihnen beschäftigen sich mit Themen zur Ökologie, mit Umweltfragen oder sind kreativ tätig, z.B. beim Gedichte schreiben, Gärten gestalten, sich für die Umwelt engagieren, Permakultur praktizieren oder unterstützen die Integration von flüchtenden Menschen.

Es werden hier ja auch Vorträge gehalten, Tänze und Lieder aus Findhorn angeboten, Konzerte finden statt – und das alles in meinem direkten Lebensbereich. Welch ein Geschenk!



Ich habe viele Jahre selbständig gearbeitet und fand mich nun im Alter zunächst einmal ohne Aufgabe und Arbeit – ein Schock! – aber zum Glück kann ich hier viel geben, muss nicht sinnlos meine Zeit totschlagen. Bald wurde klar, dass ich gerne im Garten arbeite, die Blumen hege und pflege und mit ihnen die Feste der Gemeinschaft schmücken kann. 1000 Origami-Papier-Kraniche für den Frieden habe ich hier sicher schon gefaltet und wundervolle Feste – Hochzeiten, Geburtstage, Modenschau und Osterbrunch – vorbereitet und gefeiert. Es sieht so aus, als wenn meine Art, Schönheit zu leben und zu gestalten, auch ein wesentlicher Beitrag zum Gemeinschaftsleben ist.

Auch habe ich schon die Erfahrung gemacht, Hilfe in Anspruch zu nehmen – nach der OP für ein neues Hüftgelenk war immer jemand für mich da – ja, und es waren vertraute Menschen um mich. Vielleich gibt es auch einmal andere Zeiten, wo ich auf Unterstützung von außerhalb angewiesen bin, weil die Gemeinschaft nicht alle pflegerischen Notwendigkeiten erfüllen kann. Trotzdem ist dann aber gewährleistet, dass ich in einem wohlwollenden Umfeld bleiben kann.



So möchte ich älteren Menschen Mut machen, auch im Alter noch neue bewusste Schritte hinein in eine Gemeinschaft zu wagen. Ein Risiko ist immer dabei. Was mein größtes Risiko war? Ja, das waren die Fragen: werde ich gemocht? Werde ich geliebt? Ich muss jetzt schmunzeln, denn ich erkannte in den Jahren meines Lebens hier mit den Menschen: JA, ich bin ein wertvoller Mensch inmitten dieser Gemeinschaft. Dieses Erkennen, dass ich akzeptiert werde – so wie ich bin – gibt mir ein beruhigendes Polster für mein "Noch-Älter-Werden".

Ach ja, einen Baum im Ruhewald habe ich auch schon für meine Urne gepachtet. Das Leben bleibt lebendig. Danke dafür.

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